ZUM TOD UNSERES FREUNDES
WILLIAM SAETRE
„Somewhere over the rainbow, way up high, there’s a land that I heard of once in a lullaby.”
Lieber Billy,
dorthin bist Du uns nun vorausgegangen, in das Land über dem Regenbogen, viel zu schnell und weiß Gott viel zu früh.
Als wir uns im letzten Jahr gesehen haben, konnten wir nicht ahnen, dass es das letzte Wiedersehen mit unserem geliebten Old Uncle B sein würde. Aber wie schön, dass uns das noch geschenkt wurde: Du und Ashty mit Rini und Michael – und Jakob durfte Euch endlich kennenlernen!
Viel hatten wir uns noch vorgenommen für die kommende Zeit. Und viel haben wir aufgegeben, um die kommende Zeit besser nutzen zu können. Doch für Dich kam das offenbar zu spät.
Was bleibt, das sind die Erinnerungen an Dich.
Die wunderschönen Dinge, die Du uns und den Kindern geschenkt hast und die uns im Alltag begleiten und die Wohnung schmücken. Immer hast Du darauf bestanden, dass wir die wunderschönen Gläser aus dem Nachlass Deiner Großmutter benutzen und nicht in Ehrfurcht verstaubt im Schrank stehen lassen. Zu allen diesen Dingen konntest Du eine Geschichte erzählen. Viele davon haben wir behalten und werden sie unseren Kindern weitererzählen.
Und nun werden Geschichten von Dir erzählt werden, lieber Billy.
Wie Du uns als blutjunge Anfänger an die Hand genommen hast. Wie Du uns bestärkt und begleitet hast. Wie Du uns im Fliederzimmer empfangen und uns unsere ersten Mint Juleps serviert hast. Wie Du uns die Rezepte Deiner Großmutter verraten hast. Wie Du uns endlich Zugang zu Deiner Küche gewährt hast. Wie Du Popcorn für den Christbaum aufgefädelt hast. (Ja, das hast Du tatsächlich gemacht.)
Und je länger die Liste wird, desto lauter dringt Dein dreckiges, ungemein ansteckendes und unverwechselbares Lachen an unser inneres Ohr.
Dein Schimpfen über nicht funktionierende Pyro-Effekte, Umzüge in dunklen Schränken auf sich drehenden Bühnen, nicht auffindbare, für den Ausgang des Abends ungemein wichtige Schatullen. Dein unnachahmlicher Abgang als Wicked Witch of the West, der uns viel Selbstdisziplin abverlangt hat…
Ja, Du warst eben auch ein großer, großer Künstler.
Nur ein Ahnungsloser konnte das übersehen.
Wir sind demütig, dankbar und froh darüber, dass Du uns auf einer wichtigen Etappe unseres Lebensweges begleitet hast, dass wir Dich an unserer Seite haben durften. Und so sitzen wir hier in Mainz im Wechselbad der Gefühle: laut lachend und weinend - sicherlich in Deinem Sinne.
Doch wir wissen, dass auf der anderen Seite liebe Menschen auf Dich warten. Deine Worte: „Als die Augenlider immer schwerer wurden, bis heute, höre ich die Stimme meiner Großmutter ‚All aboard! Express train to Nod!‘“
Gute Reise, Uncle B!